Anders als bei autoritären Entscheidungen durch die AbteilungsleiterIn oder demokratischen Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip sieht das Konsent Prinzip vor, das auf berechtigte Einwände Einzelner inhaltlich eingegangen werden muss. Allerdings reicht „nur dagegen sein“ nicht aus. „Nein“-Stimmen müssen durch schwerwiegende Einwände begründet werden, die dann vor einer erneuten Abstimmung diskutiert werden.
Kann ein schwerwiegender Einwand nicht aufgelöst werden, so wird die Entscheidung vertagt oder dem nächsthöheren Gremium übergeben.
Alternative Variante: Die Person mit dem Einwand und die Person, die den ursprünglichen Vorschlag gemacht hat, müssen gemeinsam eine alternative Lösung finden, die den Einwand auflöst.
Anwendungsvoraussetzungen
- Eindeutige und der Sachlage entsprechende Abgrenzung von Entscheidungsgremien (in der Soziokratie: Kreise), so dass die zu treffenden Grundsatzentscheidungen auch von denjenigen Personen getroffen werden, deren Arbeit von der Entscheidung unmittelbar betroffen ist.
- Alle anwendenden Mitarbeitenden sollten in der Methode geschult und über deren Ablauf informiert sein.
- Eindeutige Differenzierung von Grundsatzentscheidungen gegenüber Entscheidungen im Arbeitsalltag. Im Konsent Prinzip sollten ausschließlich Grundsatzentscheidungen zur Abstimmung gebracht werden. Diese setzen den Rahmen für eigenverantwortliche Entscheidungen der Teammitglieder im Arbeitsalltag.
Wesentliche Schritte
Entscheidungsvorbereitung
- ThemeninitiatorIn schlägt Thema zur Abstimmung im Konsent Prinzip vor.
- Zusammentragen aller die Entscheidung betreffenden Informationen durch die ModeratorIn.
- Klärung von Verständnisfragen durch die ThemeninitiatorIn oder die ModeratorIn. Meinungsäußerungen sind nicht zugelassen.
Meinungsrunde
- Äußerung von Meinungen, persönlichen Eindrücken und subjektiven Bewertungen.
- JedeR aus der Runde wird von der ModeratorIn nach seiner/ihrer Meinung gefragt, aber nicht zur Meinungsäußerung gezwungen.
- Nach Bedarf weitere Meinungsrunden.
Ausarbeitung einer Beschlussvorlage
- Auf Basis der Meinungsrunde wird die anstehende Entscheidung und die geäußerten Kriterien nochmals zusammengefasst.
- Die ModeratorIn formuliert eine Beschlussvorlage.
Konsentabfrage
- Jede Person wird einzeln nach seiner/ihrer Abstimmung gefragt mit folgenden Abstimmungsmöglichkeiten:
- Zustimmung (führt zu Beschluss der Entscheidung).
- Leichter Einwand (kann zu direktem Beschluss, aber auch zu einer weiteren Meinungsrunde führen).
- Schwerwiegender Einwand (führt zu keinem Beschluss - die Entscheidung wird vertagt oder dem nächsthöheren Gremium übergeben).
Kennzahlen zur Erfolgsmessung
- Einschätzung des empfundenen Einbezugs (Wie sehr fühlen sich die MitarbeiterInnen gehört und an der Entscheidung beteiligt?).
- Anzahl an Grundsatzentscheidungen (pro Meeting).
- Anzahl der im Team als Grundsatzentscheidung definierten Themen.
- Anzahl an Meinungsrunden.
- Zeit, die für eine Grundsatzentscheidung benötigt wird.
Begünstigende Faktoren
- Offene Grundhaltung der Mitarbeitenden gegenüber anderen Perspektiven und Haltungen.
- Respektvoller und wertschätzender Umgang mit anderen Teammitgliedern.
- MethodenexpertIn, die bei Fragen konsultiert werden kann.
- Optional unterstützend: Entscheidungen werden im Sitzen im Kreis ohne Barriere (Tisch o. ä.) getroffen.
Mögliche Herausforderungen
- Zeitaufwand für Schulung und Implementierung des Prinzips.
- Im Vergleich zu autoritären Entscheidungen oder Mehrheitsentscheidungen höherer Zeitbedarf für die Entscheidungsfindung.
- Gefahr der Vertagung oder Ausbleiben von Entscheidungen, da kein Konsent gefunden wird.
- Unklarheit über Zuständigkeiten bei Grundsatzentscheidungen.
"Eine tolle Art der Entscheidungsfindung, um gute, fundierte Entscheidungen zu treffen und dabei alle Meinungen und Perspektiven der MitarbeiterInnen mit einzubeziehen!"
Katharina Hellmann , Organisationsentwicklung, LINDIG GmbH
Presse & Medien
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