Wie würden Sie das Konsent Prinzip kurz zusammenfassen?
Anders als bei Einzelentscheidungen bringt das Konsent-Prinzip verschiedene Perspektiven zusammen, sodass am Ende eine Entscheidung steht, die auf einem breiten Commitment aller Entscheidungsträger basiert. Die Personen, die ihren Konsent geben, tragen die Entscheidung mit, sind also verantwortlich und verpflichtet, diese auch umzusetzen. Der Vorteil des Konsent Prinzips besteht darin, dass man nicht einfach eine vorgegebene Einzelentscheidung, wie bspw. hierarchisch von dem Chef vorgegeben, ausführen muss, sondern bereits im Entscheidungsprozess überlegt, ob man diese Entscheidung mittragen kann und will. Es geht dabei nicht darum, für jeden die perfekte Lösung zu finden, wie es beim Konsens der Fall wäre, sondern eine tragfähige Lösung zu erarbeiten, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.
Wie wird das Konsent Prinzip in Ihrem Unternehmen gelebt?
Im Rahmen der Einführung der Soziokratie, unserem aktuellen Organisationsmodell, haben wir den Konsent als unser zentrales Entscheidungsprinzip etabliert. Grundsatzentscheidungen werden bei uns prinzipiell im Konsent getroffen. Das bedeutet, dass zunächst Informationen gesammelt werden und eine Meinungsbildung stattfindet. Am Ende steht ein Beschluss, der von allen Beteiligten in der Entscheidungsrunde, dem sogenannten Kreis, getragen werden muss. Dieser Kreis setzt sich aus den Teammitgliedern zusammen, die die Verantwortung für das jeweilige Thema tragen. Ich würde sagen, dass momentan etwa 90 % unserer Entscheidungen auf diese Weise im Konsent getroffen werden. Natürlich gibt es auch Entscheidungen, die schon rein rechtlich die Geschäftsführung treffen muss – aber auch hier wird der Input der Mitarbeitenden eingeholt.