Der heute populäre Problemlösungsansatz Design Thinking hat seinen Ursprung in Thüringen. Die im Weimarer Bauhaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert entstandene und seither weiterentwickelte Denk- und Vorgehensweise des „form follows function“ wird heute in weiterentwickelter Form in vielen Branchen und für unterschiedlichste Problemstellungen eingesetzt. Der strukturierte Problemlösungsprozess zeichnet sich durch eine starke Fokussierung auf die Nutzer und deren Anforderungen und Wünsche aus.
Im Projekt InnoFARM hat sich gezeigt, dass Design Thinking auch in kleinen Unternehmen und in nicht völlig heterogenen Teams erfolgreich eingesetzt werden kann. Der Fokus auf Funktionen der Problemlösung für den Nutzer und das iterative Vorgehen in klar definierten Schritten sind jedoch unabdingbar, auch wenn in KMU nicht immer alle in den Leitfäden genannten Voraussetzungen wie z. B. „heterogenes Team“ und „Arbeit im Kreativraum“ gegeben sind.
Ziele:
- Erzielung einer Problemlösung für die Nutzer bzw. Kunden und deren Anforderungen.
- Fokussierung auf Funktionen für die Nutzer/Anwender.
- Einbezug der MitarbeiterInnen und Nutzung deren Erfahrungswissens.
- Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Lösung.
- Lösungsfindung in überschaubarer Zeit.
Anwendungsvoraussetzungen / Vorbereitung
- Interdisziplinäre Teams: Die Zusammenarbeit von Personen mit unterschiedlichen Fachkenntnissen und Perspektiven ist förderlich um kreative Lösungen zu entwickeln. Analytisches und kreatives Denkvermögen der am Design Thinking Beteiligten ist von Vorteil.
- Offenes Mindset: Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ideen und Bereitschaft bestehende Annahmen in Frage zu stellen. Teammitglieder sollten auch über Empathie verfügen, um sich mit den anderen Teammitgliedern austauschen zu können.
- Kreativraum: Ein inspirierendes Umfeld, das kreatives Denken fördert, ist wichtig. Dazu gehören flexible Raumgestaltungen und Materialien, die die Kreativität anregen.
Wesentliche Schritte
Vorbereitung
Wir empfehlen für die Vorbereitung die Hinweise aus dem Orghandbuch („Rahmen schaffen“) zu beachten:
Organsationshandbuch Bundesministerium des Inneren und für Heimat
Einschätzung des Aufwands
- Für den gesamten Design-Thinking-Prozess sollten mehrere Wochen eingeplant werden.
- Workshops benötigen mindestens zwei Moderatorinnen und Moderatoren. Die Anzahl ist abhängig von der Zahl der Kleingruppen, die im Workshop gebildet werden.
- Empfehlung: Ein Hauptmoderator/in, der von Top zu Top führt und die Zeitfenster im Auge hat, und einen weiteren Moderator/in, der den Hauptmoderator/in unterstützt.
- Workshops können bis zu zwei Tagen dauern, sind aber von der Fragestellung und der Wahl der je Phase gewählten Methode abhängig.
- Vorbereitungsaufwand ist nicht zu unterschätzen.
Durchführung
Am Anfang des Design Thinking Prozesses steht eine Herausforderung bzw. eine Fragestellung, die es zu lösen gilt. Design Thinking eignet sich dann, wenn die Fragestellung nicht allein durch Fachwissen gelöst werden kann. Zudem sollte die Fragestellung möglichst lösungsoffen formuliert sein.
Beispiele:
- Wie können wir die Kommunikation zwischen den am Projekt X beteiligten Unternehmensbereichen verbessern?
- Wie können wir Innovationen in unserem Bereich fördern?
- Wie können wir vermeiden, dass unsere KundInnen uns falsch verstehen und nicht erfüllbare Erwartungen entwickeln?
Der Design Thinking Prozess besteht aus sechs Phasen. Die ersten drei Phasen „Verstehen“, „Beobachten“ und „Sichtweise definieren“ grenzen den sogenannten „Problemraum“ ab. Ziel ist es, ein Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe bzw. Nutzer zu entwickeln und eine Problemstellung klar zu formulieren. Der Design Thinking Prozess wechselt dann in den „Lösungsraum“, in dem die Phasen „Ideenfindung“, „Prototyping“ und „Testen“ durchlaufen werden.
Der Verlauf durch die Phasen ist ein iterativer Prozess. Das bedeutet eine Phase wird so oft wiederholt, bis das aus Sicht der Zielgruppe gewünschte Ergebnis vorliegt. Dabei kann sowohl zu bereits durchlaufenen Phasen zurückgesprungen als auch vom Lösungsraum nochmals in den Problemraum gewechselt werden.
Zu den einzelnen Phasen empfehlen wir die Zusammenstellung von geeigneten Methoden und Tools je Phase auf der Website der Hochschule Coburg:
https://www.zukunftsdesign.net/design-thinking/
Ergebnis des Design Thinking Prozesses ist ein getesteter Prototyp. Im nächsten Schritt gilt es, den Prototypen in eine dauerhafte Problemlösung zum Beispiel in Form eines Produkts oder einer Dienstleistung umzusetzen. Hierzu empfiehlt sich ein Projektmanagement, das in Abhängigkeit von den gegebenen Rahmenbedingungen eher klassisch oder als agiles Projekt durchgeführt werden kann.
Mögliche Herausforderungen
- Interdisziplinäre Teams führen nicht automatisch zu interdisziplinärem Denken.
- Neue Ideen brauchen Zeit, welche in Workshopformaten oftmals zu knapp bemessen ist.
- Oftmals erweisen sich Problemlösungen als konservativ und nicht-disruptiv bzw. bleibt die Phase der „Beobachtung“ oft dem Ist-Zustand verhaftet.
- Die Idee des Design-Thinking verbleibt oftmals auf der Workshopebene und wird nicht in den weiteren Innovationsprozess hineingetragen.
Weiterführende Links & Informationen
- Ablauf des Design Thinking https://www.zukunfts...
- Methode Design Thinking https://www.orghandb...
- Methodenblatt Design Thinking https://www.bva.bund...
- Basisinformationen Design Thinking https://www.ph-ludwi...
- Design Thinking – menschzentrierte Problemlösung & Innovation https://xn--kreativi...
- Die Design Thinking Prinzipien https://www.bva.bund...
- 24 Design Thinking Methoden, die bei der Lösungsfindung helfen https://makeusershap...
Presse & Medien
- Erfahrungsbericht xebia: "Muss ich Lego spielen, um innovativ zu sein? – Ein Design Thinking Erfahrungsbericht" https://xebia.com/sw...
- Erfahrungsbericht Informetis: "Erfahrungsbericht aus einem Design-Thinking-Workshop" https://www.infometi...
- Bericht Bremen innovativ: "Warum Design Thinking funktioniert – ein Selbstversuch" https://www.bremen-i...
- Bericht Management Circle: "Design Thinking: So sehen innovative Praxis-Beispiele aus" https://www.manageme...
- Bericht dno: "Design Thinking Beispiele – So funktioniert Design Thinking “in echt”" https://digitaleneuo...
- Bericht Dark Horse Blog: "3 berühmte Design Thinking Beispiele aus der Praxis" https://blog.thedark...
- Bericht tools for tomorrow: "20+ Design Thinking Beispiele aus der Praxis" https://www.tomorrow...
- Bericht Verwaltungsrebellen: "„Ein Ort, der richtig gut ist für Menschen!“ Wie konsequentes Design Thinking Praxis und Haltung in Verwaltung verändern kann" https://verwaltungsr...
Studien & Statistiken
- Hasso Plattner Institut. (2015). Studie: Parts without a whole?. https://www.cio.de/g...
- Bericht Fachhochschule Kiel (2019). Erfahrungsbericht – Mit Design Thinking zu neuen Ideen. https://www.fh-kiel....
- Loderer, M. B. (2023). Der Einfluss von Design Thinking Praktiken im Unternehmens- und Kooperationskontext: Eine empirische Untersuchung https://tuprints.ulb...
- Kiefer, I. (2022). Der Beitrag des Design Thinking zur marktorientierten Unternehmensführung. https://link.springe...